Über das Für und Wider der elektronischen Überwachung von Kindern durch ihre Eltern wird zur Zeit in den Medien immer wieder berichtet. Zu diesem Thema habe ich den folgenden Beitrag:
Vertrauen, Zutrauen und Selbstvertrauen
Autorin: Heike Westedt

Das ist etwas, was sich alle Eltern für ihre Kinder wünschen. Die Frage ist nur wie schafft man es, dass Kinder diese wichtigen und grundlegenden Eigenschaften entwickeln können?

Die drei Begriffe haben einen sehr ähnlichen Wortstamm und Bedeutung, Abgeleitet gibt es Begriffe wie «sich Trauen», «Traute haben» aber auch «jemanden oder auf etwas vertrauen» und «Gottvertrauen», dies verdeutlich die Bedeutung der Worte. Es hat etwas mit Mut und auch mit «sich einlassen» zu tun.

In der Literatur werden drei Arten von Vertrauen unterschieden:
Urvertrauen in das Leben
Vertrauen in andere Menschen
Selbstvertrauen

Urvertrauen ins Leben bekommen Kinder als Geschenk mit auf ihren Weg. Im Laufe der Kindheit entwickelt daraus erst das Vertrauen in ihre (Eltern) Bezugspersonen und dann zu anderen Menschen und schlussendlich auf Basis dieser Pfeiler, kann das Kind Selbstvertrauen aufbauen. Das heisst es findet Kraft und Halt in sich selber, kennt seine Fähigkeiten vertraut auf sich.

Wie kann man als Eltern diese Entwicklung unterstützen? Es gibt das alte Sprichwort, dass man Kindern Wurzeln und Flügeln geben soll. Als Biologin mag ich lieber folgenden Vergleich:
Den Kindern ein sicheres Nest geben und ihnen helfen kräftige Flügel zu bilden.
Beide Vergleiche zeigen einen wichtigen Punkt – damit Vertrauen und vor allem Selbstvertrauen entstehen kann, braucht es Nähe und Freiraum gleichermassen.
Für Eltern eine schwierige Gradwanderung, wieviel Nähe, Schutz und Behüten sind gut, wieviel Freiraum ist positiv und förderlich, wo beginnt das Gefühl alleine zu sein? Es braucht für das Kind eine gute Mischung zwischen der Möglichkeit selber etwas zu tun und zu entscheiden und der Sicherheit, dass im Zweifelsfall ein Nest da ist, in das man fällt. Dass man nicht alleine ist, sondern eigenständig und gleichzeitig verbunden.

Kinder eigene Erfahrungen machen zu lassen, Dinge eigenständig zu lösen, fordert von Eltern sehr viel Mut und Zutrauen. Es ist so viel sicherer den Kindern Entscheidungen abzunehmen, sie zu begleiten und heute mit moderner Technik zu überwachen. Diese Überwachung und Kontrolle sind keine Zeichen für Vertrauen, weder in das Kind noch ins Leben. Diese versteckte negative Botschaft kommt so auch bei den Kindern an und ist nicht förderlich.
Ausserdem nimmt man dadurch den Kindern wichtige Möglichkeiten sich zu entwickeln und Fragestellungen, Situationen selber einschätzen zu lernen und selbständig zu lösen. Dies immer angemessen am Alter und der individuellen Entwicklung des Kindes. Diese Gradwanderung beginnt bei den ersten eigenständigen Schritten des Kindes, geht weiter mit dem selbständig gemeisterten Schulweg, der ersten Fahrt alleine mit dem Auto und dem neuen Führerschein und ……
Haben Kinder von klein auf die Möglichkeit im guten Rahmen selbständig zu werden und das im Vertrauen darauf, dass es ein sicheres Nest gibt, dann werden sie mit guten Selbstbewusstsein dem Leben entgegen treten und können ihre Flügel ausbreiten und zu ihrem ganz persönlichem Flug ins Leben starten.
Als dreifache Mutter weiss ich wie viel Mut es braucht, wieviel schreckliche Vorstellungen einen als Eltern begleiten, aber ich habe erleben dürfen wie reich man belohnt wird und wie sehr Kinder und ihre Flügel wachsen, wenn sie eigenständig Aufgaben meistern dürfen.
Deshalb die Einladung, lasst die Kinder Flügel entwickeln, die trag- und flugfähig sind. Gebt ihnen die Sicherheit, die sie brauchen, aber vor allem den Freiraum die Flügel zu spreizen.

Heike Westedt, geboren 1968, Diplom Biologin, dreifache Mutter, trainiert hauptberuflich Menschen mit verhaltensauffälligen Hunden, bildet sich in Zürich in Kommunikation, Stressbewältigung und Umgang mit Traumata weiter.